Studie des Monats: KI in der Bewerbung

lesley rudolph

Lesley Rudolph

30. Januar 2024 • 4 Minuten Lesezeit

Dass die Nutzung von KI auch schon im Recruiting genutzt wird, ist wenig überraschend. Softgarden hat eine Umfrage zum Thema gemacht und untersucht: Wie nutzen Bewerber:innen künstliche Intelligenz zu ihren Gunsten und wie stehen sie zum Einsatz von KI auf Seiten der Unternehmen?


Studie des Monats: KI in der Bewerbung

Im Zuge einer vorigen Studie von Softgarden zur Candidate Experience 2023 kam unter anderem auch das Thema KI im Bewerbungsprozess auf. Eine Frage in dem Kontext war, ob Bewerbende bereits Erfahrungen damit gemacht haben, KI für ihr Anschreiben zu nutzen. Im Frühjahr 2023 gaben 12,7% der Befragten an, ihre Anschreiben mit KI zu verfassen. Außerdem waren 36,6% nicht abgeneigt, dies zu tun.

Im September desselben Jahres folgte eine KI-Kurzumfrage mit 2.674 Bewerbenden. Interessant zu sehen: Allein in dieser relativ kurzen Zeitspanne nutzten nun bereits 19% ChatGPT oder ähnliches, um ihre Anschreiben zu verfassen. Das ist ein Anstieg von 6.3% mit Blick auf KI-Nutzer unter Bewerbenden innerhalb von wenigen Monaten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Anschreiben gehören der Vergangenheit und sagen nur noch wenig über die Motivation des Jobsuchenden aus. Wahrscheinlicher ist, dass sie eine Auskunft über das KI-Know-how von Jobsuchenden geben.
  • Nur 18,1% der Befragten befürchten, dass ihre Berufsqualifikationen in fünf Jahren nicht mehr gebraucht werden.
  • Bewerbende haben kaum Einwände gegen die Nutzung von KI durch Arbeitgeber - solange der Mensch weiterhin die Entscheidung trifft.

Moralische Bedenken auf Bewerberseite

Bewerbende, die eine Nutzung von KI im Laufe des Bewerbungsverfahrens grundsätzlich ablehnen, sind schon zum Zeitpunkt der Umfrage in der Minderheit. Die Begründung liegt nahe: Immer mehr von uns haben zunehmend Berührungspunkte mit KI-Anwendungen. Das zeigen auch konkrete Zahlen, denn 46.7% Befragten verfügen über praktische Erfahrungen.

Im Zuge dessen lässt sich auch beobachten, wie etwaige moralische Bedenken gegen den Einsatz von KI zunehmend sinken. In Zahlen heißt das: Sechs von zehn Befragten sind offen für die Nutzung von KI im Bewerbungsprozess, beziehungsweise haben bereits praktische Erfahrung gesammelt.

Akzeptanz von KI im Bewerbungsverfahren

Wie stehen Bewerbende aber nun dazu, wenn Unternehmen für Bewerbungsprozesse künstliche Intelligenz nutzen? Die Akzeptanz von Bewerbenden ist am höchsten mit Blick auf folgende Bereiche:

  • Verfassen von Stellenanzeigen (80,8%),
  • der Einsatz von KI beim Multiposting – Entscheidung über Medien, auf denen die Stellenanzeige platziert wird (63,5%),
  • die Auswahl anhand schriftlicher Bewerbungsunterlagen, wenn die KI lediglich eine Empfehlung gibt (63,4%)
  • der Einsatz von Chatbots in der Bewerberkommunikation (62,9%)

Anders sieht es allerdings aus, sobald KI nicht mehr nur eine Empfehlung gibt, sondern autonom über schriftliche Bewerbungen entscheidet. In diesem Szenario sinkt die Zustimmungsrate von 63.4% auf magere 24.8%.

Das zeigt also, dass Bewerbende grundsätzlich nichts dagegen haben, wenn Unternehmen KI in Bewerbungsverfahren nutzen. Aber nur solange, wie die menschliche Instanz nicht vollständig aus dem Entscheidungsprozess ausgeschlossen wird.

Wichtig ist es Bewerber:innen dabei, transparent darüber in Kenntnis gesetzt werden, sollte KI in Bewerbungsverfahren eingesetzt werden. Das sehen ganze 82.6% so. Fast 40% der Befragten geben sogar an, dass sie ihr Verhalten entsprechend anpassen würden. Das reicht von einer stärkeren Ausrichtung auf KI bei der Verfassung von Bewerbungen hin zu einer kompletten Ablehnung des Arbeitgebers.

KI und Jobverlust

Tatsächlich hat nicht einmal jeder fünfte Akademiker Angst vor einem potenziellen Jobverlust durch eine wachsende KI. Das ist vor allem deswegen spannend, weil gerade Wissensarbeit zunehmend durch KI ersetzt wird.

Und auch allgemein zeigt die Studie, dass die Angst vor KI deutlich geringer ausfällt, als manch öffentlicher Austausch über das Thema suggeriert. So geben gerade einmal 23.1% der Befragten an, sie hätten Angst vor einem zunehmenden Gebrauch von KI. Konkret sind folgende drei Gründe dabei am stärksten ausgeprägt:

  • Zu starke Abhängigkeit von KI
  • Ausschluss der menschlichen Urteilsfähigkeit – Intuition
  • Datenschutzrisiken

Empfehlungen zum Umgang mit KI im HR-Management

Was lässt sich nun also aus diesen Erkenntnissen schließen? Zum einen kann eine wachsende KI zwar zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen. Auf der Kehrseite steht aber, dass Wissensarbeiter dadurch ihre Produktivität steigern können. Sprich: Ein etwaiges Risiko, welches von KI ausgeht, kann durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen sogar dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

In jedem Fall hat sich KI mit einer hohen Geschwindigkeit auch im Bereich Recruiting Platz gemacht. Denn innerhalb weniger Monate sehen wir allein schon eine Zunahmen im Anteil an Bewerber:innen, die KI für ihre Anschreiben nutzen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse lassen sich folgende Empfehlungen ableiten.

Auf das Anschreiben verzichten und im Zuge dessen auch gleich weitere Routinen im Selektionsprozess prüfen. Allgemein sollten textbasierte Elemente innerhalb von Bewerbungen in Zukunft deutlich weniger bei der Entscheidungsfindung ins Gewicht fallen.

KI im Recruiting nutzen, allerdings überlegt. Es verhält sich wie auch sonst mit neuen Entwicklungen: Aufhalten lässt sie sich nicht. Stattdessen gilt es, sie für sich zu nutzen, ohne wichtige Themen wie Datenschutz aus dem Auge zu verlieren.

Akzeptanzschwelle der Bewerbenden berücksichtigen. Heißt: Unternehmen sollen künstliche Intelligenz zwar durchaus nutzen, allerdings damit nicht menschliche Interaktion und Entscheidungsfindung eliminieren.

Transparenz sicherstellen und auch nach außen offen kommunizieren, ob und in welcher Form KI innerhalb eines Bewerbungsprozesse Anwendung findet.

KI in der Personalentwicklung nutzen und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Stichwort Qualifizierungsmaßnahmen.

Übrigens: Hier auch der Link zur vollständigen Studie "Künstliche Intelligenz in der Bewerbung" von Softgarden.

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